Kreativität und Glück

Mit Kreativität zu mehr Glücksmomenten im Leben

Kreativität gibt es in vielen Formen, Farben, Schriftarten, Stilen, Pinselstrichen, durch Wortwahl, Medien und mehr. Ein kreativer Gedanke kann auch als Ideenreichtum und Blitzmoment beschrieben werden, aus dem Nichts kommen oder durch einen Prozess entstehen. Sozusagen als Ergebnis stundenlanges Brainstormings und Überlegungen.

Aber Kreativität ist so vieles mehr als das. Es ist eine persönliche Stärke, eine Art zu Leben und zu Denken und bringt uns nicht nur Kunstwerke, sondern auch Lösungen. Was alles dahinter steckt und wie Kreativität auch unser Glück beeinflusst, schauen wir uns jetzt noch etwas genauer an.

Kreative sind Problemlöser, Erfinder, Neudenker – Kinder auch!

Jeder Mensch ist kreativ. Denn Kreativität bedeutet nicht nur Bilder malen oder Musik machen, Kreativität zeigt sich im Denken, Handeln und Planen und ist elementar wichtig für die Entwicklung des Menschen und sogar der gesamten Gesellschaft.

Häufig wird diese herausragende Fähigkeit in ihrer Bedeutung unterschätzt und deshalb meist nicht besonders gefördert. Denn sind wir mal ehrlich: Gefühlt schon immer ist Leistung ist das Meistgefragte: in der Schule, an der Uni, selbst im Kindergarten und oft auch schon zuhause bei den Eltern.

Kreativität ist Gestalten:

An eine Sache herangehen, sie ausprobieren, von allen Seiten (neu) betrachten und neu denken. Sie ist die Fähigkeit, auch mal quer zu denken, Grenzen zu überschreiten, Bekanntes umzudeuten, zu verfremden. Kreativ sein bedeutet, Perspektiven zu wechseln oder Um- und damit andere Wege zu gehen. Ohne Kreativität gibt es keine Problemlösung, keine Erfindungen, keine neuen Ideen.

Du siehst jetzt bereits, es gibt eine Menge Gründe, Neugierde, Ideenreichtum, produktives Denken und Fantasie schon früh während der Entwicklung von Kindern und auch im Erwachsenenalter nach Kräften zu unterstützen und zu fördern. Denn: Nicht zuletzt ist Kreativität ein Erfolgsfaktor und alles andere als Spinnerei und eine „brotlose Kunst“. 

Kreative Fähigkeiten

„Kreativität ist eine Sammlung kreativer Fähigkeiten und persönlicher Charaktereigenschaften, die es möglich macht, kreative Leistungen zu erzielen. Diese Leistungen werden in einem definierten sozialen Kontext als neu und nützlich angesehen.“

Dr. Jens-Uwe Meyer

Kreativität umfasst laut Meyer diese unterschiedlichen kreativen Fähigkeiten:

  • Problemsensitivität, Problemfindungsfähigkeiten (die Fähigkeit, Probleme zu finden und zu formulieren, die andere bislang nicht gesehen haben).
  • Originalität, Ungewöhnlichkeit.
  • Erfindergeist, Fantasiefähigkeiten, Orientierung bis hin zu Entdeckungen.
  • Toleranz von Uneindeutigkeit: Die Fähigkeit, Gegensätze aufzulösen oder sich offensichtlich widersprechender Verhaltensmuster annehmen.
  • Die Fähigkeit, bei der Lösung von Problemen die Perspektive zu wechseln.
  • Die Fähigkeit, Assoziationen zu bilden (Fähigkeit, die verschiedenen assoziativen Regionen des Gehirns miteinander zu verbinden und dadurch kombinatorische Ideen zu finden, deren Zusammenhänge weiter voneinander entfernt sind).
  • Intellektuelle Flüssigkeit (sich zwischen verschiedenen Fachgebieten sowie zwischen divergenten und konvergenten Denkstilen hin und her zu bewegen)
  • Denken in Analogien und Bildern.
  • Intuition
  • Ideenflüssigkeit, die durch die Anzahl an verschiedenen Denkansätzen oder die Anzahl an verschiedenen Kategorien von Fragen, Ursachen oder Konsequenzen gemessen werden kann.
  • Synästhesie: Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Bereiche der Wahrnehmung, beispielsweise die Fähigkeit, Gerüche zu sehen oder Farben zu schmecken. Synästhesie ist bei hochkreativen Menschen verbreiteter als in der Gesamtbevölkerung.

Quelle: „Die Innovationsfähigkeit von Unternehmen“, Dr. Jens-Uwe Meyer

Kreativität umfasst aber auch die Fähigkeit, gute von schlechten Ideen zu unterscheiden. Etwa nach einem Brainstorming auszusortieren und mit dem richtigen Ansatz weiterzumachen.

Eine brillante Idee macht einen Menschen nicht gleich kreativ

Du siehst, es ist viel komplexer und komplizierter als das. Nur so viel vorweg: Kreativität ist angeboren. Wir können sie aber auch lernen – Glück gehabt! ☺️

Der Bremer Hirnforscher Gerhard sagt ganz klar: „Über die Fähigkeit zur Kreativität entscheiden unsere Gene.“ Aber wie die amerikanische Professorin Teresa Amabile herausfand scheint das nicht ganzh wahr zu sein. Laut ihr und ihren Forschungen machen schöpferische Fähigkeiten alleine noch lange nicht kreativ. Auch Menschen mit weniger kreativen Erbanlagen können demnach hochkreative Dinge vollbringen.

In der Forschung wurde jahrelang nur die Fähigkeit des Menschen zur Kreativität untersucht. An der Harvard-Universität verfolgen Wissenschaftler aber mittlerweile neue Ansätze, so auch die Forscherin Teresa Amabile: „Kreativität ist mehr ein bestimmtes Verhalten, aus dem eine bestimmte Idee oder ein bestimmtes Produkt entsteht.“

Die Harvard-Professorin, die seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Kreativität Untersuchungen anstellt, meint, dass es nicht die Qualität der Persönlichkeit selbst sei. 

Kreativität ist die Schnittmenge von Wissen, Motivation und natürlich kreativen Fähigkeiten. Übertragen bedeutet das: Kreativ ist, wer kreativ handelt.

So sind etwa Menschen mit so genannten niedrigen assoziativen Barrieren in der Lage, Fachwissen aus unterschiedlichsten Gebieten geschickt miteinander zu verknüpfen. Das setzt allerdings ein breites Wissen voraus. Bei dieser Form der Kreativität entstehen immer wieder ungewöhnliche und neuartige Ergebnisse. Laut Frans Johannson, amerikanischer Autor des Buches „The Medici Effect“, ist die assoziative Fähigkeit eine der elementarsten im Kreativitätsprozess.

Das Geheimnis erfolgreicher Erfinder ist einfach: Ein hoher Tatendrang und ihre riesige Lust auf Ideen bringen sie auf ungewöhnliche Ideen und großartige Innovationen. Das Forschungsergebnis von Professorin Amabile bestätigt nämlich auch, dass mangelndes Wissen und niedrige kreative Fähigkeiten durch ein hohes Maß an Motivation kompensiert werden können.

Und auch, wenn ein Teil der Kreativität in unseren Genen zu stecken scheint, sind sich Experten darüber einig, dass jeder von uns in der Lage ist, kreativ zu werden. Es bedarf dann der richtigen Herangehensweise, Motivation und entsprechendem Wissen, Geschick oder auch Durchhaltevermögen.

Letztendlich geht es aber immer darum, etwas Neues zu schaffen. Sei es mit dem Pinsel, beim Tanzen, beim Nähen oder beim Schreiben, indem Menschen bereits vorhandene Dinge neu zusammensetzen, Projekte erschaffen oder Lösungen kreieren, schaffen sie Kunst. Das macht nicht nur viel Spaß, sondern trägt auch wesentlich zum Glücksgefühl bei.

Die Schnittmenge von Kreativität und Glück: FLOW

Tatsächlich zeigen verschiedene Studien: Kreative Menschen sind glücklicher und gesünder. 

Wer kreativ veranlagt ist, geht Herausforderungen aus verschiedenen Richtungen an. 

Bestimmt hast du schon einmal die Erfahrung gemacht ganz in einer Sache zu versinken. Dich darin zu vertiefen und total die Zeit zu vergessen. Diesen Zustand nennt man Flow

Flow entsteht, wenn die Anforderungen an dich zu deinen Fähigkeiten passen.  Du erlebst dann eine andere Wahrnehmung der Zeit, hervorgerufen durch eine intensive Konzentration, ein hohes Maß an Kontrolle und Engagement.

Es ist ein Zustand, der zutiefst glücklich macht. Er entsteht auch, wenn du deinem Bedürfnis nach Kreativität nachgehst. Menschen, die das nicht tun oder nicht gelernt haben, können auf den glücklich machenden Moment leider nicht zugreifen. Denn hier stellt unser Körper auf unser kreatives Verhalten einen wahren Hormon-Cocktail aus Dopamin, Serotonin, Endorphinen und anderen positiv wirkenden Hormonen her. Dabei senkt er die Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Das alles geht mit guten Wirkungen auf unsere Gesundheit einher. Das belegen zahlreiche Studien.

Mehr zum Zustand des Flow habe ich bereits in Ausgabe 02/2022 geschrieben:

Im Flow sein: Zeit sinnvoll nutzen, Glücksmomente erschaffen und Happiness erleben

Außerdem findest du in der Ausgabe 04/2021 alles über Stärken und Schwächen und wie du erkennst welche dich und deine Persönlichkeit ausmachen. Denn nur wer seine Stärken gezielt einsetzt, schafft es auch in den Flow-Zustand zu gelangen.

Kreativität als Einstieg in das Flow-Erlebnis

Wenn Kreativität also ein Auslöser für den Flow-Zustand ist, ist es auch ein Glücks-Faktor für uns. Der Start von kreativen Momenten oder Handeln ist Denken. Dabei kann man im Wesentlichen zwei Formen des Denkens unterscheiden:

Das konvergente Denken: der Versuch, logisch-rationale Lösungen zu finden.

Möglichst effizient eine Herausforderung bewältigen. Weil es zielstrebig angewandt wird, eignet es sich für Herausforderungen, bei denen es eine klare Lösung gibt.  

Divergentes Denken umschreibt die Fähigkeit, ein Problem aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Seinen Horizont zu erweitern, in dem man seine Komfortzone verlässt und sich selbst etwas herausfordert. Es ist ein wesentlicher Teil von kreativem Verhalten und spielt eine Rolle bei Herausforderungen, in denen die Tragweite nicht vollständig erkannt werden kann – also wo viele mögliche Lösungswege sind. 

Beim divergenten Denken gibt es verschiedene Arten oder Muster, wie der kreative Prozess erfolgt:

Spielerische Herangehensweise

Du suchst nach fantasievollen und dennoch realistischen Lösungen. „Thinking outside the Box“ beschreibt es am besten. Spielerische Ideen können hilfreich sein, um auf kreative Lösungen zu kommen. Ein Beispiel dafür ist etwa die Methode des „Design Thinking“.

Ideen als Energietankstellen

Ein Perspektivwechsel sorgt dafür, dass du dich intensiv mit dem Thema auseinandersetzt. Neugier und Energie werden freigesetzt, wenn alternative Lösungsoptionen gesucht werden.

Gewohnte Denkweisen verlassen und hinterfragen

Du hinterfragst Sachverhalte eher neugierig und kritisch, statt sie hinzunehmen, weil sie dem ersten Anschein nach so sind, wie sie sind. Du stellst dir andere Lösungsmöglichkeiten vor, was lösungsorientiertes Denken im Gegensatz zur Beschäftigung mit dem Problem fördert. Meist führt es auch zu mehr und völlig neuen Lösungsoptionen.

Step by Step dank Durchhaltevermögen und Erfolg

Du gehst in Teilschritten vor und regulierst deine Ansprüche. Perfektionismus ist hier fehl am Platz. Dies ist vor allem beim langfristigen Lösungsansätzen wichtig, um immer wieder Erfolge zu feiern und damit das Durchhaltevermögen beibehalten zu können. 

Never Stop Learning

Du verfolgst das Prinzip des lebenslangen Lernens. Bist bereit, deine bisherige Wirklichkeit zu hinterfragen und andere neue Möglichkeitskonstruktionen zu basteln. Dabei geht es um den Wunsch, noch mehr Möglichkeiten zu generieren und Chancen wahrzunehmen.

Rückschläge

Du verstehst Misserfolge als Teil deines Wegs und damit auch dem Weg zu guten Lösungsmöglichkeiten. Rückschläge als Teil des Lernens.

Es ist nicht einfach aus gewohnten Mustern auszubrechen. So ist es auch mit dem Denken. Logisch veranlagte Persönlichkeiten können aber mit bestimmten Techniken und Übungen den Weg zu divergentem Denken finden und durch bestimmte Übungen die Kreativität fördern und trainieren.

Wenn du deinen Kreativ-Muskel trainierst, löst du Herausforderungen schneller und mit mehr Leichtigkeit. Das führt zu kürzeren Stressphasen und mehr positiv wirkenden Hormonen in deinem Körper. Dem nächsten Flow-Erlebnis steht dann nichts mehr im Wege und es geht alles in Richtung Glück und Gesundheit.

Im digitalen Magazin findest du daher einen kleinen Trainingsplan für deinen Kreativ-Muskel. Schau rein und probier es aus!

Kreativität

FAZIT

Die höchste Form der Individualität ist Kreativität.

Gerhard Uhlenbruck

Machen wir alles nur nach Standards und grooven uns in einen immer gleichen Alltag ein, kommen wir vielleicht durchs Leben – Individualität, Selbstverwirklichung und daraus zu ziehendes Glück sehen allerdings anders aus. Kreative Gestaltungen und Herangehensweisen helfen uns hingegen dabei, uns von anderen abzugrenzen und unser Leben aktiv zu gestalten. Und das ist auch mit einem klassischen Büro-Job möglich und umsetzbar. Es geht nämlich darum, ab und zu über den Tellerrand hinaus zu schauen. Das kann dazu motivieren, etwas „Kreatives“ zu wagen, einfach raus aus dem täglichen Driss zu kommen, damit wir uns selbst eine Möglichkeit geben Neues zu erleben und unser ganz persönliches Flow-Glück zu bekommen – Mitten im Alltag, inklusive persönlicher Weiterentwicklung.

Denn, wer kreativ handelt, der lernt nicht nur querzudenken, sondern dem eröffnen sich auch ganz neue Horizonte. Wer seine Kreativität nutzt, hat schließlich mehr Wahlmöglichkeiten, ist flexibler und nimmt sein Leben schlichtweg selbst in die Hand und ist vor allem eines: OFFENER!

Für mich ein ganz klarer Punkt, der das Glücks-Potenzial von jedem in die Höhe treiben kann – Wenn man sich darauf einlässt und Neues lieben lernt. Denn mit kreativen Prozessen und Denkmustern gehen Enthusiasmus und Energie einher und erzeugen eine positive Dynamik, die dazu führt, dass Chancen und Möglichkeiten erkannt und damit auch genutzt werden können.

Natürlich bestreite ich nicht, dass es durchaus mehr oder weniger kreative Menschen gibt. Doch egal, wie leicht oder schwer es einem fällt, eine Herausforderung anzupacken – um langfristig glücklich zu werden, liegt es an jedem selbst, sein persönliches Maß an Kreativität zu entdecken und zu nutzen.


Kreativität und Glück

Mit Kreativität zu Glücksmomente

Hier kommst du zur gesamten Ausgabe und allen Inhalten des Glücksmagazins.

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