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Finnisch lernen

Meine Reise zum Finnisch lernen: Von Stolpersteinen und neuen Chancen

Finnland ist mein zweites Zuhause geworden und ich fühle mich mittendrin – und manchmal trotzdem außen vor, zumindest sprachlich. Seit 2018 versuche ich, Finnisch zu lernen. Versuche ist hier das Schlüsselwort, denn mal lief es richtig gut, dann wieder kaum bis gar nicht. Mein Duolingo-Widget ist sogar schon gestorben –nach einem Jahr ohne die App zu öffnen war er eben zu traurig… Verstehen klappt mittlerweile ganz okay: Wörter aufschlüsseln, Zusammenhänge erkennen – da bin ich dabei. Sprechen? Nun ja, reden wir lieber nicht darüber. Aber warum ist Finnisch eigentlich so schwer? Und warum lohnt es sich trotzdem, genau diese Sprache zu lernen?

Finnisch ist keine einfache Sprache. Das merke ich immer wieder, wenn ich versuche, einfache Sätze zu bilden oder einem Gespräch zu folgen. Warum aber ist Finnisch so anders, und warum fasziniert es mich trotzdem so sehr?

Finnisch gehört nicht zur selben Sprachfamilie wie Deutsch, Englisch oder Französisch. Während diese zur indogermanischen Sprachfamilie zählen, gehört Finnisch zu den finno-ugrischen Sprachen. Das bedeutet, dass die Ursprünge von Finnisch in einer ganz anderen Welt liegen – genetisch betrachtet ist es näher verwandt mit Estnisch und Ungarisch als mit irgendeiner westlichen Sprache.

Indogermanisch vs. Finno-ugrisch

Die indogermanischen Sprachen, zu denen Deutsch und Englisch gehören, entwickelten sich aus einer Ursprache, die vor etwa 5.000 Jahren in der Region des heutigen Osteuropas gesprochen wurde. Diese Sprachfamilie breitete sich mit der Zeit aus und bildete verschiedene Zweige wie die germanischen, romanischen oder slawischen Sprachen. Finnisch hingegen hat seine Wurzeln in der finno-ugrischen Sprachfamilie, die aus den uralten Sprachen der Ural-Region entstand. Das Ergebnis: eine Sprache, die sich in ihrer Struktur, ihrem Klang und ihrer Grammatik fundamental von den indogermanischen Sprachen unterscheidet. [1]

Warum Finnisch so besonders ist

Finnisch fordert uns heraus, weil es mit vielen typischen Konventionen bricht, die wir aus westlichen Sprachen gewohnt sind. Es gibt keine Artikel, keine Präpositionen, und die Wortreihenfolge ist flexibel. Stattdessen regiert die Grammatik: Finnisch hat 15 Fälle, die alle ihre eigene Funktion und Endung mitbringen. [2] Zum Vergleich: Im Deutschen haben wir nur vier.

Hier sind einige der Besonderheiten, die Finnisch so einzigartig machen:

1. Keine Präpositionen, dafür Fälle

Während wir im Deutschen Präpositionen wie „auf“, „unter“ oder „neben“ verwenden, gibt es im Finnischen keine. Stattdessen werden die Bedeutungen durch Endungen ausgedrückt – insgesamt gibt es 15 grammatische Fälle. [3] Zum Beispiel:

  • „talo“ (Haus)
  • „talossa“ (im Haus)
  • „talosta“ (aus dem Haus)
  • „taloon“ (ins Haus)

Jeder dieser Fälle hat seine eigene Funktion und erfordert, dass man sich eine Vielzahl von Endungen merkt – was das Lernen zunächst ziemlich überwältigend macht.

2. Klang und Harmonie

Finnisch folgt einem Prinzip der Vokalharmonie. Das bedeutet, dass die Vokale eines Wortes harmonieren müssen. Es gibt „vordere“ (ä, ö, y) und „hintere“ (a, o, u) Vokale, die niemals gemeinsam in einem Wort vorkommen. Das mag zunächst ungewöhnlich klingen, führt aber dazu, dass die Sprache einen sehr melodischen Klang hat.

3. Keine Geschlechter und Artikel

Im Finnischen gibt es keine Artikel wie „der“, „die“ oder „das“. Auch das grammatische Geschlecht fehlt komplett – es gibt kein „he“ oder „she“, sondern nur „hän“. Dadurch ist die Sprache unglaublich neutral, was Geschlechterrollen betrifft.

4. Zusammensetzungen und Lange Wörter

Finnisch liebt es, Wörter zu kombinieren. Dadurch entstehen oft unglaublich lange Begriffe, die wie Zungenbrecher wirken. Zum Beispiel:

  • „lentokonesuihkuturbiinimoottoriapumekaanikkoaliupseerioppilas“
    (Flugzeugstrahltriebwerkmechanikerunteroffiziersschüler)

5. Flexibilität der Wortstellung

Während Sprachen wie Englisch eine feste Satzstruktur haben (Subjekt, Prädikat, Objekt), ist die Satzstellung im Finnischen flexibel. Die Bedeutung des Satzes bleibt dank der Fälle erhalten, unabhängig von der Reihenfolge der Wörter.

Finnisch lernen und das Gehirn trainieren

Finnisch zu lernen ist nicht nur eine kulturelle Bereicherung, sondern auch ein effektives Workout für dein Gehirn. Studien zeigen, dass das Erlernen komplexer Sprachen die Neuroplastizität fördert – also die Fähigkeit deines Gehirns, sich anzupassen und neue Verbindungen zu schaffen. [4] Jede neue Vokabel und jede Regel, die man verinnerlicht, ist wie ein neues Puzzle-Teil, das das Gehirn anregt. Besonders spannend ist, dass Finnisch durch seine vielen Fälle und seine komplexe Grammatik ein intensives Training für das Gehirn bietet. [5]

Denn gerade durch seine Andersartigkeit verlangt Finnisch uns einiges ab: neue Laute, ungewohnte Grammatik und eine völlig andere Denkweise. All das hält dein Gehirn fit und flexibel. Und: Es macht Spaß, diese neuen neuronalen Wege zu entdecken – auch wenn es manchmal frustrierend ist, sie zu finden.

Finnisch lernen

Meine Herausforderung – und dein Startschuss

Ich möchte es diesmal durchziehen. Und ich lade dich ein, mitzumachen! Die Herausforderung? Jeden Tag ein bisschen Finnisch lernen, sei es über Duolingo, ein Sprachbuch oder durch Gespräche mit Muttersprachlern. Auf meinen Social-Media-Kanälen nehme ich dich mit: Welche Wörter habe ich gelernt? Wo bin ich gescheitert? Welche Tipps helfen wirklich?

Lass uns gemeinsam diese Reise antreten – denn Finnisch mag schwer sein, aber es ist auch unglaublich faszinierend. Kippis (Prost) auf diesen Neuanfang!


Seitenbild Ausgabe 042025 min

Neuroplastizität und Glück

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Quellen:

[1] World Atlas (2024). Understanding Finnish: A Unique Language from the Uralic Family. Verfügbar unter: https://www.worldatlas.com/articles/why-finnish-is-one-of-the-hardest-languages-to-learn.html

[2] Laakso, J., & Linnämaa, S. (2022). The Grammar of Finnish: A Linguistic Overview. Helsinki University Press. Verfügbar unter: https://helsinki.fi/finnish-grammar-overview

[3] Laakso, J., & Linnämaa, S. (2022). The Grammar of Finnish: A Linguistic Overview. Helsinki University Press. Verfügbar unter: https://helsinki.fi/finnish-grammar-overview

[4] Jyväskylä University Digital Repository (2023). Second Language Learning and Cultural Adaptation in Finland. Verfügbar unter: https://jyx.jyu.fi/handle/123456789

[5] Kihlström, J. F., & Johnson, S. E. (2022). The Neuroscience of Happiness: How our Brain Shapes Well-Being. Springer.

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