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In Finnland, wo die Winter lang und die Nächte dunkel sind, wird die Wintersonnenwende als ein bedeutendes Ereignis gefeiert. Die Tage sind kurz, die Sonne bleibt tief am Horizont, und die Dunkelheit scheint fast unendlich. Doch genau in diesem Moment, wenn die Nacht am längsten ist, wird das langsame Wiederkommen des Lichts gefeiert – ein symbolischer Wendepunkt, der tiefe kulturelle und spirituelle Wurzeln hat.
Die Wintersonnenwende markiert den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres. Sie tritt auf, wenn die Erdachse am stärksten von der Sonne weg geneigt ist. In der nördlichen Hemisphäre bedeutet dies, dass die Sonne am 21. oder 22. Dezember ihren niedrigsten Stand erreicht. Nach diesem Tag beginnt das Licht wieder zurückzukehren, und die Tage werden allmählich länger. Für Kulturen in Nordeuropa, die über Jahrhunderte hinweg mit langen, dunklen Wintern konfrontiert waren, war die Rückkehr des Lichts ein Grund zur Freude und Hoffnung.
In Finnland, besonders in den nördlichen Regionen Lapplands, wo die Polarnacht („Kaamos“) die Sonne wochenlang unter dem Horizont hält, ist die Wintersonnenwende ein sehr bedeutendes Ereignis. Der 21. Dezember 2024 in Helsinki, um genau 11:20 Uhr, markiert den Moment, an dem die Sonne am tiefsten steht. Dieser Tag ist 13 Stunden und 7 Minuten kürzer als der Tag der Sommersonnenwende im Juni. Trotz der Dunkelheit strahlt dieser Tag Hoffnung aus, denn von nun an geht es wieder in Richtung Frühling.
Die Finnen, die stark mit der Natur verbunden sind, haben über die Jahrhunderte hinweg Rituale entwickelt, um diesen Wendepunkt im Jahr zu feiern. Besonders im Winter zieht es viele Finnen in die Sauna – einem Ort der Reinigung und des Neubeginns. Zur Sonnenwende wird die Sauna oft als spirituelles Ritual genutzt, um symbolisch die Dunkelheit und Belastungen des alten Jahres loszulassen und sich auf das Licht des neuen Jahres vorzubereiten.
Auch das Anzünden von Kerzen und Feuern ist ein traditioneller Bestandteil der Feierlichkeiten. Im ganzen Land sieht man in der Vorweihnachtszeit und zur Wintersonnenwende Fenster und Straßen, die von Kerzenschein erleuchtet werden. Dieser Brauch symbolisiert die Hoffnung und das Licht, das zurückkehrt, auch wenn die Dunkelheit noch überwiegt.
Finnland ist auch eng mit der Figur des Joulupukki, des finnischen Weihnachtsmanns, verbunden. Während die Wintersonnenwende gefeiert wird, bereiten sich die Menschen auch auf das Weihnachtsfest vor. Der Joulupukki lebt der Legende nach im nördlichen Lappland, nahe dem Polarkreis. In der Weihnachtszeit reisen Menschen aus aller Welt nach Rovaniemi, um den „echten“ Weihnachtsmann zu treffen, was die magische Atmosphäre der dunklen Wintertage verstärkt.
Während die Finnen den Weihnachtsbaum schmücken und Geschenke für ihre Liebsten vorbereiten, bleibt die spirituelle Bedeutung der Sonnenwende ein stiller Begleiter dieser Zeit. Der Weihnachtsbaum selbst, ein Symbol der Hoffnung und des Lebens, wird oft mit Kerzen oder Lichtern dekoriert, die an die Rückkehr des Lichts erinnern. Die Kombination von Weihnachten und Sonnenwende spiegelt die enge Verbindung zwischen Tradition und Natur wider, die das finnische Winterfest einzigartig macht.
Leena, eine Lehrerin aus Helsinki, erzählt: „Die Wintersonnenwende ist für uns mehr als nur der Beginn der Weihnachtszeit. Es ist ein Moment, in dem wir innehalten und bewusst die Dunkelheit akzeptieren. Wir gehen in die Sauna, genießen ein einfaches Abendessen und zünden Kerzen an, um die Dunkelheit zu durchbrechen. Es gibt eine stille Freude in dem Wissen, dass es von nun an wieder heller wird.“
Viele Familien nutzen die Zeit um die Sonnenwende, um alte Traditionen zu bewahren und neue Rituale zu schaffen. Mika, ein Künstler aus Lappland, erzählt: „Für uns ist der Übergang von der Dunkelheit zum Licht eine Zeit der Reflexion. Wir verbringen viel Zeit draußen im Schnee, auch wenn es fast den ganzen Tag dunkel ist. Wir ehren die Natur, denn sie zeigt uns, wie wichtig es ist, geduldig zu sein und das Licht willkommen zu heißen, wenn es zurückkehrt.“
Die Natur ist in Finnland allgegenwärtig, und zur Wintersonnenwende wird diese Verbindung besonders spürbar. Viele Finnen verbringen den Tag draußen, machen Spaziergänge durch verschneite Wälder oder legen kleine Opfergaben für Tiere aus – eine Tradition, die bis in vorchristliche Zeiten zurückreicht. Diese Gesten erinnern daran, dass Mensch und Natur miteinander verwoben sind und dass die Rhythmen der Natur tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Menschen haben.
Die finnische Wintersonnenwende ist mehr als nur ein kalendarisches Ereignis. Sie ist ein Symbol für Hoffnung, Gemeinschaft und die Rückkehr des Lichts in eine Welt, die tief in der Dunkelheit des Winters gefangen ist. Während die Finnen den Joulupukki und die festliche Weihnachtszeit genießen, bleibt die spirituelle Bedeutung der Sonnenwende eine stille, aber kraftvolle Erinnerung an die Natur und ihre Zyklen. Schau auch ins E-Magazin rein. Da habe ich dir meine drei liebsten Weihnachtsmärkte aus Finnland zusammengetragen. Hier kannst du die Atmosphäre und das Gefühl der Wintersonnenwende nochmal ganz besonders erleben. Perfekte Kombi mit der Weihnachtszeit!
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