Ungerechtigkeit falsch verteiltes Glück

Ungerechtigkeit – Das falsch verteilte Glück

Wir sind viele – viele Menschen auf der Erde. Und alle leben wir anders, sind unterschiedlich, fühlen, erleben und lernen anders. Manche sind gesund, andere nicht. Einige haben großartige Möglichkeiten, andere gar keine, ihr Leben so zu leben, wie sie es gern möchten. Einige haben nicht einmal die Möglichkeit frei ihre Wünsche zu äußern, der Glaube an die Erfüllung dieser Wünsche ist dabei quasi nicht vorhanden. Die Empathie dieser Ungerechtigkeit gegenüber ist wichtig, aber es ist leider auch so, dass sie allein keinen Ausgleich bringt oder direkt Hilfsbedürftige weiterbringt. Wie kann man hier wirklich helfen und seine Stellung in diesem Glücksgefüge sinnvoll nutzen?

Fakt ist: Die Welt ist ungerecht.

Und meine Gedankenfrage dazu ist: Sollten wir Europäer, ein schlechtes Gewissen haben? Immerhin sind wir in vielen Bereichen viel bessergestellt als andere.

Manchmal vielleicht schon. Nämlich dann, wenn Konsum und Wegwerfgesellschaft überhandnehmen und wir das Glück was wir ja eigentlich haben nicht zu schätzen wissen. Manchmal denke ich sogar, dass wir verlernt haben glücklich zu sein. Viel zu oft gehen kleine Momente dahin, ohne dass wir sie genossen haben. 

Was dieses schlechte Gewissen immer weiter verstärken kann, sind die vielen schlechten Nachrichten aus der ganzen Welt. In Syrien bombardieren Kampfflugzeuge gezielt Spitäler und Hilfskonvois. IS-Schergen töten Menschen vor laufender Kamera. In Libyen versklaven Schlepperbanden Männer, Frauen, Kinder und schicken sie dann, wenn sie ihr Geld haben in Gummibooten aufs Mittelmeer hinaus, wo die Hälfte ertrinkt. Kriege finden auf der ganzen Welt statt und werden als Machtsymbol durchgezogen. In Ostafrika rafft eine Hungerkatastrophe nach der anderen Millionen von Menschen dahin. Babys in aller Welt kommen mit Aids zur Welt und fristen dann ein kurzes, bitteres Leben. Hinter zahllosen Türen weltweit tobt häusliche Gewalt, vielleicht auch dort, wo wir es nie annehmen würden.

Wenn Empathie das schlechte Gewissen verstärkt

Wer ein Minimum an Empathie besitzt, wird mit Unverständnis und Schock auf Katastrophen reagieren. Doch die wenigsten haben einen Plan, wie mit dieser Situation und Gefühlslage umzugehen ist. Jede einzelne Geschichte schreit nach Hilfe. Am liebsten würden wir gleich mit einer riesigen Ladung Wasser nach Äthiopien reisen, um den Verdurstenden persönlich davon zu trinken zu geben. Nur fällt uns im nächsten Augenblick ein, dass die Kinder die Hausaufgaben noch nicht erledigt haben, die Duschbrause entkalkt werden muss und die Butter aufgebraucht ist. Der eigene Alltag geht weiter und es gibt Momente, in denen für mich all diese schlechten Dinge auf der Welt eher fiktiv sind. Es ist so unwirklich, oder?

Die Ungerechtigkeit der Welt macht etwas mit uns

Trotzdem macht uns die Ungerechtigkeit der Welt zu schaffen. Wir brauchen eine persönliche Strategie, also mentale Werkzeuge, um mit den ganzen Desastern dieser Welt umzugehen, ohne unser inneres Gleichgewicht zu verlieren. So hat es mich so richtig aus dem Alltag geschmissen, als die Nachrichten vom Start des Kriegs in der Ukraine berichtet haben. Ich war nie vor Ort, habe keine persönliche Bindung, aber ich war über Tage komplett abgelenkt. Die Nachrichten liefen ständig, Live Ticker waren aktiviert und ich war einfach fassungslos – hilflos.

Aber ich habe gelernt, dass eben diese Empathie zwar dazugehört und auch wichtig ist, aber ich Wege finden muss, die sich richtig anfühlen und vor allem sinnvoll sind. Dabei war der erste Weg für mich die Recherche und das Einholen von Informationen. Erst einmal „verstehen“ was da vor sich geht ist für mich unglaublich wichtig gewesen. 

Das Wort dazu ist „Soziale Verantwortlichkeit“. Also die Geschehnisse und das Negative erkennen, Zusammenhänge sehen und auch emphatisch zu reagieren. Und sich nicht schlecht fühlen, wenn man sich auf seine Arbeit konzentrieren, statt direkt vor Ort loszulegen. Denn das ist nunmal nicht immer und überall möglich. SO habe ich meine Hilfe online angeboten, um Organisationen in Social Media zu unterstützen und pro bono Grafikarbeiten zu machen.

Wichtig ist vor allem zu erkennen, dass es keinen Grund gibt, sich schuldig zu fühlen, wenn es uns zufälligerweise besser geht als jemandem in einem Kriegsgebiet – es könnte genauso gut umgekehrt sein. Und am Ende sollten wir einfach dankbar sein und unser Leben mit guten Dingen, Momenten und Menschen führen und anderen so entgegentreten, wie wir auch behandelt werden wollen. Empathisch und mit einem offenen Blick auf die Geschehnisse auf der Welt.

Glück hat viele Gesichter

Alles in allem ist Glück so unglaublich vielschichtig und vielseitig, so unterschiedlich und anders ausgeprägt. Und dass was immer zählt, sind die Menschen um uns herum, das gemeinsame Erleben von schönen Momenten. Egal ob in der Villa am Meer oder in einer Lehmhütte irgendwo auf der Welt.

Solltest du also auch zu der sehr empathischen Sorte Mensch gehören, dann leg dir eine kleine Strategie zu, wie du das Leid dieser Welt verarbeiten kannst, um nicht immer wieder in ein „Schuldgefühl-Loch“ zu rutschen. Damit du nicht immer wieder hin und hergerissen bist, zwischen allem, was auch noch in deinem Leben getan werden muss. 

Und genau zu diesem Thema kann ich ein so, so schönes finnisches Kinderbuch empfehlen, was durchaus auch dem ein oder anderen Erwachsenen einen ganz neuen Blickwinkel auf die Ungerechtigkeit der Welt geben kann.

Die finnischen Kinderbuch-Helden Matti und Sami sollten in viel mehr Kinderzimmern zu finden sein. Definitiv auch ein echter Geheimtipp, falls ihr demnächst Geschenke für Kinder sucht.

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Ausgabe 05/2023

World-Happiness-Report 2023

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