Erinnerungen Polaroid auf Bild von Tannenzweigen

Achja, damals… Die rosarote Brille der Erinnerungen

Werfen wir doch mal einen nostalgischen Blick zurück in die Weihnachten unserer Kindheit. Schön war es, oder? Achja, damals…  Aber ehrlich gesagt vergessen wir anscheinend all die Dramen, die sich an diesen wunderschönen Tagen und Abenden zugetragen haben.

Da war der Streit darum, wer den Baum schmücken darf, das nervenaufreibende Warten vor der Bescherung mit Dingen die lecker sein sollen, es aber eben nicht immer waren. Außerdem das Drama im Geschenkewahn – Wenn die Geschwister etwas bekamen, was man selbst gern gehabt hat. Wenn der liebe Onkel von weit her mal wieder den Klugscheißer raushängt und immer wieder zeigen will, wie viel er weiß und sich daraus ein Streit zwischen den Erwachsenen hochschaukelt. Wenn man dazu verdonnert wird noch vor der Bescherung zu singen, ein Gedicht aufzusagen, ein Lied mit der Gitarre oder der Blockflöte zu spielen. Und trotzdem war Weihnachten nie wieder so schön wie damals. Früher, da gab es mehr Zauber, auch mehr Geschenke und den festen Glauben, dass jedes von ihnen das Leben für immer verbessern würde.

Die Wärme der Erinnerungen

Weihnachten ist die Zeit der Nostalgie. Wir sehen Holzengel, Kerzen und Tannenzweige und schwelgen in Erinnerung, und dabei wird uns ganz warm ums Herz. Und das ist nicht nur so dahingesagt: Sentimentale Gedanken an vergangene Zeiten haben tatsächlich physische Auswirkungen. Sie verändern die Körperwahrnehmung. Darauf deutet zumindest die Studie einer internationalen Forschergruppe um die Chinesin Xinyue Zhou und den Niederländer Ad Vingerhoets hin. Den Psychologen war aufgefallen, dass Menschen häufiger an kalten Tagen und in kühlen Räumen über nostalgische Gedanken und Gefühle berichteten. Das brachte sie auf eine Idee: Ist Nostalgie womöglich eine Art Heizung für harte, kalte Zeiten?

Nostalgie, folgern die Forscher nach ihrer Untersuchung, ist ein Schutzschild des körperlichen Wohlbefindens. Sie bekämpft Kälte. Weihnachtliche Sentimentalität passt also wunderbar in den Winter. Jacke und Mütze ersetzt sie jedoch nicht.

Unsere Erinnerungen haben ein weiteres Schutzschild inne. Denn blicken wir auf unsere Vergangenheit, haben wir ab und an eine Art „rosarote Brille“ auf. Wir erinnern uns nämlich oft falsch und oft geht es in eine positive Richtung. Denk einmal an deine Schulzeit. Im Nachhinein eigentlich ganz schön, oder? Aber stundenlanges Sitzen in muffigen Räumen, nervige Mitschüler:innen, vielleicht der ein oder andere Hater in unseren Reihen und dann der Stress rund um Noten, Bewertungen und Co. – All das verblasst einfach.

Das Schutzschild der Erinnerungen

Der Blick auf Weihnachten scheint hier ähnlich abzulaufen. Unsere Erinnerung basiert im Grunde auf Ereignissen, die uns bewegt oder überrascht haben und die uns besonders wichtig sind. Manchmal erinnern wir und dann an scheinbar unwichtige Details wie die Farbe unseres ersten Schulranzens. Aber meistens sortiert unser Gedächtnis rigoros aus, abstrahiert und verallgemeinert all die gespeicherten Daten in unserem Gehirn.

Das erwähnte Schutzschild, das uns unsere Vergangenheit positiver erscheinen lässt, als sie vielleicht war, funktioniert leider nicht mehr bei denjenigen, die unter Depressionen oder anderen mentalen Erkrankungen leiden. Sie halten sich dann eher an die negativen Gedanken und Erinnerungen fest. Es gibt damit keine „Verfälschung“ der Erinnerungen, bzw. das Negative steht eher im Vordergrund. Damit wird es schwieriger für die Betroffenen positive Gedanken für die Gegenwart und auch die Zukunft zu entwickeln. 

Helfen kann dann nur Reden und gemeinsames Erarbeiten all der positiven Erinnerungen und vor allem Erfahrungen. Denn ein Aufarbeiten der Vergangenheit steht dann ganz klar im Vordergrund. 

Warum so negativ direkt zu Beginn dieser Ausgabe? Weil es eben dazu gehört und vollkommen normal ist! Daher seid aufmerksam gegenüber euren Lieben und zaubert gemeinsam neue, positive Momente, die euch auch in Zukunft begleiten werden. Und freut euch darauf, dass die rosarote Brille wieder zum Einsatz kommt und den ganzen Stress der Vorweihnachtszeit vergessen lässt.


Weihnachtlich unperfekt Ausgabe 08/2022

Weihnachtlich unperfekt

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