Finnland im Winter zur Weihnachtszeit

Finnische Weihnachten – Magische Tage im hohen Norden

Sandra und Ulla min

Wir sind Ulla und Sandra, finnisch-deutsche Zwillingsschwestern und führen seit 2019 den finnischen Laden KaisuMari weiter, den unsere Mama Kaisu 1996 gegründet hat. Darin präsentieren wir eine sehr persönliche Auswahl finnischen Designs: Unsere Leidenschaft gilt traditionellem finnischen Handwerk, das junge Designer mit modernem Twist neu interpretieren.

Du findet uns unter kaisumari.de und auf Instagram unter @kaisu.mari. Für die diesjährige Weihnachtsausgabe haben wir uns erinnert, wie wir als Kinder zu Weihnachten bei der finnischen Familie verbracht haben. 

Und in diesem Gastbeitrag wollen wir unsere Weihnachtserinnerungen mit dir teilen.

Manchmal feierten wir Weihnachten bei unseren Großeltern in Finnland, auf dem Hof der Familie an der finnischen Grenze zu Lappland. Für uns Kinder waren das magische Tage voller Abenteuer und Geborgenheit, voller Gemeinschaft und großer Freiheit. 

Zu Weihnachten kam auf dem alten Bauernhof unserer Großeltern die ganze Familie zusammen. Der Hof lag etwas außerhalb eines kleinen Dorfes, am Ende einer langen unbefestigten Straße, die mitten durch den verschneiten Wald führte. Dann tauchte als erstes die riesige Tanne neben dem Fahnenmast auf, und darunter die drei bronzenen Bären-Statuen – das Symbol der Familie, die mit Nachnamen Karhu (Bär) heißt. Hinter den Gebäuden, die auf typisch skandinavische Weise ein offenes Rechteck bildeten, breiteten sich die Felder aus, und dahinter der große Oulufluss.

Finnische Weihnachten, Winterzauber

Wir hatten von Deutschland aus die weiteste Anreise. Aber auch andere kamen von weit her, und so blieb die ganze Familie die Weihnachtstage gemeinsam dort. Für uns Kinder war es ein großes Fest mit allen Cousins und Cousinen: Neben uns Schwestern waren Jarmo, Janne und Maarit aus der nächsten Stadt da, alle drei große Sportskanonen. Dann Jarkko und Teemu, die ziemlich coolen, etwas älteren Cousins aus Südfinnland, und Hanne-Mari, die süße kleine Cousine aus dem Osten Finnlands. 

Polaroid Finnland im Winter min

Alle Schlafzimmer waren belegt, im neuen wie auch im alten Wohnhaus, in dem der Ofen in der riesigen Küche bollerte. Der Ofen war das einzige gemauerte Element in dem roten Holzhaus und so groß, dass wir hinaufklettern und von dem warmen Versteck aus ganz oben den großen Wohnraum mit seinen langen Tischen und Flickenteppichen überblicken konnten. Wenn wir morgens aufwachten, klang lautes Lachen aus diesem Raum, wo die Erwachsenen schon bei duftendem Kaffee zusammensaßen. Das lauteste Lachen gehörte Onkel Matti, aber der beeidruckenste Kaffeeschlürfer war Opa (Ukki) Hugo. Er trank seinen Kaffee aus der Untertasse, und zwar so, dass sich dabei ganz langsam der Zuckerwürfel auflöste, den er zwischen seine Lippen geklemmt hatte.

Weihnachten ist in diesem Teil Finnlands eine Zeit, in der die Sonne sich höchstens für 3-4 Stunden blicken lässt. Doch uns kam es gar nicht so dunkel vor. Am Tag reflektierte der Schnee das Licht. Und auch wenn gar keine Sonne am Himmel stand, schimmerte er bläulich – ein sanftes, magisches Licht. Und vor die Eingänge der Häuser hatte unsere Oma (Mummu) Elina Eislaternen gestellt, deren Schein der Schnee zurückfunkelte. 

Im neuen Wohnhaus gab es drei Eingänge: Einen für feinen Besuch und einen, durch den man direkt in die Küche trat. Aber wir Kinder liebten den dritten besonders: Ein langer Gang, der hinter der Sauna entlangführte, und vorbei an dem Raum, von dem aus der Saunaofen befeuert wurde. Auf der anderen Seite lag auch die Garage, und deshalb roch es hier immer ein bisschen nach Holzfeuer und Motoröl. In diesem Gang stand eine ebenso lange Bank, darüber eine Menge von Jacken und darunter eine endlose Reihe von Stiefeln und Skischuhen. 

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Von den Schuhen schnappten wir uns irgendein Paar, das einigermaßen passte, dann draußen ein paar Skier, die nicht allzu lang waren, und los ging die wilde Fahrt über die Felder zur Schlucht, die hinunter zum zugefrorenen Fluss führte: unsere eigene holprige Skipiste. 

Wenn der Schnee aber so hoch lag, dass er uns fast bis zur Brust reichte, bauten wir Iglus hinein, die uns riesig vorkamen. Und manchmal blieben unsere Stiefel so tief im Schnee stecken, dass wir Mühe hatten sie wiederzufinden. Eine große Freiheit insgesamt und doch das Wissen, dass wir nie alleine waren.

Und dann, am 24. Dezember, duftete morgens nicht nur der Kaffee, sondern auch die Sauna, die schon angeheizt wurde. Dies war das Erste, was an dem Tag zu tun war: In die Sauna gehen und sich danach eine Runde im Schnee wälzen. Später gab es Kaffee für die Erwachsenen und Preisebeersaft für die Kinder. Bereit für den heiligen Tag.

Ach ja: Der Weihnachtsmann (joulupukki) kam selbstverständlich auch. Er wurde mit einem Lied herbei- und ins Haus hineingesungen. Das Lied geben wir Euch natürlich weiter – vielleicht lockt es ihn ja auch in Deutschland an, wenn das Warten zu lange dauert 😉 Hier ist es:

Wir wünschen euch

Hyvää joulua! Frohe Weihnachten!


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Ulla und Sandra von KaisuMari

Die beiden finnisch-deutsche Zwillings-schwestern führen seit 2019 den finnischen Laden KaisuMari.


Weihnachtlich unperfekt Ausgabe 08/2022

Weihnachtlich unperfekt

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