Work Life Balance und Urlaub, Übergang von Job zu Erholung

Erst die Arbeit, dann der Urlaub

Wie du entspannter den Übergang von Job zu Erholung und zurück hinbekommst

Bestimmt kommt es dir bekannt vor: Der Urlaub ist lange geplant, die Vorfreude groß und die Erwartungen hoch – aber nicht nur an den Urlaub, sondern auch an uns selbst. Vor allem im Job haben wir den Anspruch, vor dem ersten Urlaubstag wirklich alles erledigt zu haben. Damit wir den Jahresurlaub auch genießen können. Aber hilft uns das? 

Wir alle haben Pflichten und Aufgaben, die sowohl im Job als auch im Privatleben zu unserem Alltag gehören. Aber vor Feiertagen wie Weihnachten oder eben dem eigenen Urlaub scheinen diese nocheinmal an Fahrt aufzunehmen. In den Tagen vor dem Urlaub drängen Projekte oder Kollegen noch mehr und die Zeit scheint nicht auszureichen. Es ist dieser unterschwellige Wunsch, einen komplett leeren Schreibtisch und eine abgehakte To-Do-Liste zu hinterlassen.

Genau dafür gibt es einen Begriff aus der Psychologie: Der Zeigarnik-Effekt

Dieser besagt, dass sich Menschen an nicht abgeschlossenen Aufgaben viel besser erinnern als an fertiggestellte. Wir wissen also ganz unbewusst, dass wir besser abschalten können, wenn wir beim arbeiten alles erledigt haben und geben uns besonders viel Mühe, diesen Anspruch an uns selbst auch zu erreichen. 

Dazu kommt dann auch noch, dass bei den meisten Jobs das Ziel, wirklich alle Aufgaben vor dem ersten Urlsaubstag abzuarbeiten, vollkommen unrealistisch ist. Deshalb versuchen viele entweder, sich den Urlaub vorher herauszuarbeiten oder danach wieder alles aufzuholen – manchmal sogar beides. Dass das den Erholungseffekt massiv beeinträchtigt sollte an dieser Stelle klar sein.

Mit kleinen Tricks die Psyche hinters Licht führen

Egal wie hoch der Anspruch an uns selbst ist. Wir müssen uns (eigentlich immer) bewusst sein, dass eben nur begrenzt Zeit zur Verfügung steht. Daher ist es nicht empfehlenswert am letzten Arbeitstag nochmal ordentlich Gas zu geben, um dann pünktlich und abrupt zu stoppen. Dabei kommt nämlich unser Kopf nicht mit, denn die Gedanken werden nicht einfach zum Stillstand kommen.

Allerdings kannst du dir in Vorbereitung auf einen Urlaub mit psychologischen Tricks helfen. Du kannst nämlich die Beendigung einer Aufgabe für deine Psyche auch simulieren. Notiere dir dazu, auf welchem Stand eine Aufgabe ist und wie du diese nach dem Urlaub wieder aufnehmen willst. Das hört sich vielleicht sehr simpel an, aber wenn du dir einen Plan zurechtlegst, wie z.B. ein Projekt weitergeht, dann schleppst du dieses Thema nicht mehr mit dir mit. Das kann zu einer enormen mentalen Erleichterung führen. 

Diesen Trick kann man auch bei der Urlaubsübergabe an Kolleg:innen einbauen. Denn gemeinsam planen sich Projekte und langfristige Aufgaben noch einfacher.

Arbeiten im Urlaub – Pflichten die gar keine sind

Das Thema Urlaub kann in einer Festanstellung auch oft für Schwierigkeiten zwischen Arbeitnehmer:innen und der Führungskraft sorgen. Da kommt dann der anstehende Urlaub dem Chef vielleicht gerade nicht recht in die Planung und plötzlich spielen betriebliche Belange in der knappen Zeit vor der Auszeit eine große Rolle.

Aber auch andere Kolleg:innen im Team spielen eine Rolle, denn schließlich will man als gutes Teammitglied ungern der Urlaubsvertretung zusätzliche Arbeit aufbürden. Damit kommen neben psychischen Faktoren beim Chef auch noch soziale durch die Kolleg:innen hinzu.

Wichtig dabei ist, dass du dir bewusst machst, dass deine Auszeit auch Vorteile für alle anderen haben wird. Denn wenn du erholt und frisch aus dem Urlaub zurückkommst, ist deine Arbeitskraft ebenso frisch und du wirst auch langfristig gute Leistungen zeigen können. 

Nach dem Urlaub ist vor dem sanften Arbeitsstart

Der Beginn eines Urlaubs kann wirklich stressig sein, aber vielleicht helfen dir ja die genannten Tipps dabei, dieses Jahr etwas ruhiger in die Auszeit zu starten. Aber wie sieht es eigentlich mit der Rückkehr aus? Denn auch hier ist Stress vorprogrammiert. Da sind die unzähligen Mails, Anfragen und liegengebliebenen Unterlagen. Außerdem musst du vielleicht erst einmal wieder auf den aktuellen Stand gebracht werden und vieles mehr…

Der Erholungseffekt deines Urlaubs verpufft dahin und du hast das Gefühl deine Auszeit ist schon ewig her. Auch hierfür gibt es einen Begriff aus der Psychologie: Der Fade-Out-Effekt.

Tatsächlich ist durch Studien bewiesen, dass in vielen Fällen die positiven Effekte eines Urlaubs bereits nach ein bis zwei Wochen schon wieder komplett verschwunden sind. Das hängt auch damit zusammen, dass die meisten von uns (da schließe ich mich auch mit ein) direkt ab dem ersten Arbeitstag wieder Vollgas geben. Denn auch hier haben wir wieder den Anspruch an uns, die „verlorene“ Zeit wieder aufzuholen. Und genau das ist dabei so unglaublich kontraproduktiv!

Wer es schafft, in der ersten Woche nach einem Urlaub möglichst wenig Programm zu haben (sowohl im Job als auch im Privatleben), der hat länger was von der Erholung.

Eine gute Möglichkeit für einen sanften Einstieg ist es zum einen, wenn du dir so wenig Termine wie möglich in deine ersten Tage legst. Versuche dir die Zeit so frei wie möglich zu halten, um nach und nach wieder in deinen Rhythmus und das Arbeiten hineinzukommen. 

Was mir außerdem immer hilft, ist das Ende des Urlaubs in die Wochenmitte zu legen. Denn wer erst Mittwoch oder gar Donnerstag startet, hat nur eine kurze Woche und kann sich schon auf die nächste Auszeit in Form eines Wochenendes freuen. 

Aber auch hier gilt Vorsicht und weniger Anspruch an uns selbst zu haben. Denn in der ersten Woche versuchen auch viele wieder bis zum Wochenende alles aufzuholen und abzuarbeiten. Du siehst; hier startet ein Kreislauf, der uns immer weiter in den Stress treibt und das direkt nach dem Urlaub. 

Daher ist es vor allem auch im Alltag eine wichtige Strategie, Aufgaben so zu verteilen und in Zwischenziele, also kleine Häppchen zu verpacken, dass sie dir Zeit zum Atmen lassen. Es gilt also das gesamte Jahr über: Aufschreiben, wie ein Projekt oder eine Aufgabe am nächsten Tag oder in ein paar Tagen weitergehen soll und dann – Ab in den Feierabend oder auch direkt in das Wochenende.

Und bestimmt steht schon bald wieder eine neue Auszeit an, auf die du dich freuen kannst. Dann bereite diese entspannt vor, verteile deine Aufgaben und los geht´s. Denn der nächste Urlaub kommt bestimmt!


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