Finnische Routinen Eisbaden Sauna und Waldbaden

Routinen aus Finnland und dem finnischen Alltag – 3 Rituale der Finnen für mehr Gesundheit und Entspannung

Die Finnen sind das glücklichste Volk der Welt. Was wirklich dahintersteckt und das Glück im Norden so ausgeprägt erscheinen lässt, wird immer wieder in Forschungen untersucht. Ein Grund sehen Glücksforscher in dem Vertrauen gegenüber der Regierung und der Liebe der Finnen zu ihrem Land und dem darin möglichem Leben. Vielleicht zählen auch etablierte finnische Routinen zu den Glücksfaktoren, denn sie sind im ganzen Land ähnlich und bieten neben gesundheitlichen Vorteilen auch eine Menge an Glückshormon steigenden Momenten. Werfen wir also einen Blick auf den finnischen Lifestyle und die glücklichen Routinen der Finnen.

Für alle verfügbar. Leicht zu erreichen. Keine Vorkenntnisse erforderlich. Etwas Neues lernen. All das sind Merkmale vieler beliebter Freizeitaktivitäten, die auch eine wichtige soziale Funktion erfüllen – und zwar in Finnland. Seit Jahrzehnten fördert Finnland Hobbys, um ein aktives Gemeinschaftsgefühl zu fördern und damit den Lifestyle der Einwohner aufzupimpen.

Die Freizeit der Finnen – Hobbys sind wichtig

Laut verschiedenen Umfragen geben etwa 90 Prozent aller Finnen – und 96 Prozent der unter zehn Jahren – an, ein Hobby zu haben. Etwa 60 Prozent der Neun- bis Fünfzehnjährigen nehmen an Sportvereinen teil. Erwachsene trainieren häufiger alleine, zum Beispiel Laufen, Radfahren, Schwimmen oder Langlaufen. Das sind viele wirkliche Hobbys. Ganz im Gegenteil zu den Aktivitäten, die die Deutschen als ihre Hobbys bezeichnen. Denn die Deutschen sehen bereits „Essen gehen“ oder „Shoppen“ als ihr Hobby an, was in Finnland eher als normale Alltagsbeschäftigung verstanden wird.

Das sind die Hobbys der Finnen

  • Bücher lesen 56%
  • Gehen 49%
  • Bewegung in der Natur 48%
  • Reisen ins Ausland 36%
  • Lösen von Kreuzworträtseln/Sudoku 32%
  • Reisen innerhalb Finnlands 31%
  • Zeit in Sommerhütten verbringen 28%
  • Selbstzugriffslernen 27%
  • Kochen als Hobby 25%
  • Gartenarbeit 24%

Die Befragten erhielten mehr als eine Option, was zu einem Gesamtprozentsatz von mehr als 100 führte.
Quelle: Kantar TNS Oy, TNS Mind Atlas 2021

Hobbys haben im finnischen Alltag einen hohen Stellenwert und bestimmen die Wochenplanung mit. Nicht ohne Grund ist Helsinki bereits mehrfach zur Stadt mit der besten Work-Life-Balance gewählt worden. Denn Hobbys helfen uns dabei einen Ausgleich zu Job und Stress zu schaffen. Den Kopf frei bekommen, körperlich aktiv werden, neue Eindrücke sammeln und vor allem soziale Kontakte pflegen sind dabei einige Faktoren, die dazu beitragen. 

Und du siehst, in der Liste der finnischen Hobbys findet man tatsächlich nicht das, was man dort ganz oben erwarten würde: Die Sauna!

Routinen aus Finnland zwischen Job, Hobbys und Pflichten

Gibt es einen Unterschied zwischen Routinen und Hobbys? Wohl eher nicht, oder? Zumindest ist es das Ziel, dass ein Hobby zu einer Routine und damit einer Gewohnheit wird. Der wöchentliche Besuch in einem Fitness-Kurs oder auch das tägliche Ritual einer Rätsel-Runde. All das kann unseren Alltag aufwerten und uns dabei helfen ausgeglichener und am Ende gelassener zu sein.

Die Finnen sind darin mehr als gut. Denn sie haben ihren Alltag in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt – und zwar völlig unbewusst, weil es eben so gehört. 

Da ist der Job und die Zeit die man darin investieren muss. Auf der andere Seite aber auch die Freizeit, die sich die Zeit mit Pflichten und den eigenen Wünschen teilt. Wünsche nach Hobbys, Auszeiten und Erholung vom Stress.

Darin sind die Finnen wirklich gut! Ihre ruhige Art und der gelassene Blick auf das Leben unterstützen diese Einstellung.

3 Finnische Alltagsroutinen für mehr Gelassenheit, Gesundheit und Happiness

Du willst diese Einstellung auch bekommen und damit deinen Alltag ruhiger und ausgeglichener werden lassen? Dann hilft vielleicht im neuen Jahr der Start einer echten Hobbys und ein Blick auf die folgenden 3 finnischen Routinen:

Zeit in der Natur und Waldwanderungen

Finnlands Wälder sind die dichtesten der Welt und bedecken rund 70% der gesamten Nation. Tatsächlich gibt es in Finnland so viele Bäume, um jedem Menschen auf der Erde zehn Bäume zu widmen.

Die Bäume können sogar zum Status Finnlands als glücklichste Nation der Welt beitragen, da sie einen großen Unterschied für unsere körperliche und geistige Gesundheit machen. Wenn es um die Bekämpfung von Stress und Depressionen geht, ergab eine große Studie mit 585 erwachsenen Teilnehmenden in Japan, dass ein 15-minütiger Spaziergang im Wald ausreichte, um Angstzustände, Müdigkeit und sogar depressive Symptome zu reduzieren.

Nicht nur berichtete jeder Teilnehmer, dass er sich besser fühlte, sondern auch diejenigen mit einem höheren Angstgrad am Anfang berichteten über deutliche Verbesserungen. Die Ergebnisse einer weiteren Studie des finnischen Forstforschungsinstituts stimmen mit der japanischen Studie überein. 

Bäume sind ebenfalls großartig für unsere allgemeine Gesundheit. Denn sie produzieren wie alle Pflanzen auf der Erde Sauerstoff und helfen damit bei der Reinigung der Luft. Schon ein kleiner Baum von nur rund 20 Metern Höhe produziert circa 10.000 Liter Sauerstoff am Tag. Das reicht für 5 bis 10 Menschen, die am Tag je 500 bis 2.000 Liter Sauerstoff benötigen.

Das Gehen zwischen Bäumen senkt außerdem den Blutdruck, den Cortisol Spiegel und den Puls, während wir uns im Allgemeinen entspannter fühlen. Diese Faktoren zusammen machen Waldlauf zu einer großartigen Möglichkeit, die kardiovaskuläre Gesundheit zu verbessern.

Im finnischen Alltag spielt die Natur eine große Rolle. Egal ob bei Outdoor-Sport oder als kleine Auszeit zwischendurch – die Parks und Wälder sind gern besuchte Plätze der Finnen. Hier wird entspannt und Abstand zum Stress des Alltags genommen. Und das als wirkliches Ritual und als Routine.

Auch die Wochenenden verbringen die meisten Finnen, vor allem im Sommer, in der Natur. Dazu fahren sie in ihr Wochenendhaus (Mökki) und leben den absoluten Slow-Living-Lifestyle. Mitten in der Natur mit Ruhe und für mehr Gelassenheit.

 

 

Die Saunatradition

Eines darf dabei an einem finnischen Wochenende im Mökki nicht fehlen: Die Sauna!

Die Saunakultur ist in Finnland weitaus mehr als nur ein Schönheitsritual, sondern stellt eine wahre Lebenskunst in dar, die von der UNESCO in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Seine Bedeutung ist so groß, dass es derzeit mehr als 3 Millionen Saunen für etwa 5,5 Millionen Einwohner in Finnland gibt, sowohl öffentliche als auch private.

Der soziale Aspekt, die Authentizität, die Tradition und das Wohlbefinden sind die Schlüsselwörter, die mit diesem fast heiligen Raum verbunden sind, der Körper und Seele reinigen und Entspannung fördern soll. Es wird bereits in der Kindheit regelmäßig ausgeübt und damit direkt in den Alltag integriert. Genauso wie der nötige Supermarkt-Einkauf oder das Zähneputzen nach dem Aufstehen.

Es gibt sogar ein finnisches Adjektiv, „saunanjälkeinen“, um den völligen Zustand der Gelassenheit und des Wohlbefindens auszudrücken, der nach diesem traditionellen Ritual zu spüren ist.

Lies dazu auch „Die Jahreszeiten der Sauna – 365 Tage Sauna-Zeit“ mit näheren Infos zur finnischen Saunatradition.

Natürlich wird die Saunakultur seit langem über die Grenzen Finnlands hinaus exportiert, aber mit einigen Variationen. Die „echte“ finnische Sauna erfordert einige sehr spezifische Techniken, die aber den Nutzen verzehnfachen kann.

Entspannung, körperliches Wohlbefinden, erholsamer Schlaf, Stimulation der Durchblutung, Tiefenreinigung der Haut und Stressabbau gehören zu den vielen Vorteilen, die nach regelmäßigen Saunasitzungen beobachtet werden. 

Auch die Anzahl der öffentlichen Saunen wächst stetig. Denn Sauna ist in Finnland auch ein Ort der Begegnung. Anders als in Deutschland wird hier nicht nur die Ruhe zelebriert, sondern gemeinsam die Entspannung genossen und ist Teil des sozialen Lebens.

Eisbaden – Das eisige Ritual des Avanto

Oft folgt auf eine Saunasitzung ein Eisbad in Finnland. Dieses Ritual ist in vielen nordischen Ländern üblich. Eisschwimmen oder Winterschwimmen, das als „Avanto“ bekannt ist – was auf Finnisch „Loch im Eis“ bedeutet – ist eine Aktivität, die die Finnen sowohl für die Haut als auch für die allgemeine Gesundheit als vorteilhaft erachten.

Und der Vorteil ist, dass es nicht viel erfordert, außer einem Badeanzug oder einer Badehose und guter körperlicher Verfassung – es ist wichtig, keine Risiken einzugehen. 

Angesichts der Anzahl der Seen und Flüsse in Finnland ist der Rest ein Kinderspiel. 

Angesichts der bereits etablierten Vorteile der Kälte und verschiedener Kältepraktiken, die auf der ganzen Welt immer beliebter werden, besteht kein Zweifel, dass Avanto den Körpern einen Schub geben kann. 

Eiswasserbäder haben nicht nur positive Auswirkungen in Bezug auf Stressabbau und Wohlbefinden, wie eine finnische Studie gezeigt hat, stimulieren sie die Durchblutung, stärken das Immunsystem, helfen bei der Erholung und fördern die Festigkeit, Elastizität und Ausstrahlung der Haut.

Wenn die Finnen zwischen Sauna und Eisbad wechseln, manchmal mitten in der Natur, liegt das daran, dass der Schock zwischen den Temperaturen all diese Vorteile verstärkt.

Ein Ritual, das sowohl für Körper als auch für die Seele von Vorteil ist. Die ausgeschütteten Glückshormone helfen dabei den Schmerz der Kälte zu überstehen und pushen die Energie auf ein neues Level. Dieser Glückshormon-Cocktail lässt die Happiness der Finnen damit vor allem in den Wintermonaten steigen. Ein idealer Ausgleich zu den kurzer und dunklen Tagen im Norden.

In Helsinki sind gerade jetzt neue Eisbade-Stationen entstanden, die den Einstieg in das kalte Nass mit Holztreppen und Co. vereinfachen sollen. Außerdem gibt es jeweils warme Umkleidekabinen, die das Erlebnis angenehmer und machbarer machen. Auch viele öffentliche Saunen haben die Möglichkeit nach dem Saunagang direkt den Weg in das Meer oder einen See zu tauchen. Auch wenn es eine große Überwindung ist, solltest du es definitiv ausprobieren, denn es lohnt sich!

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Tipps für deinen ersten Eisschwimm-Versuch

Hier sind ein paar Tipps, die du beachten solltest, bevor du das Eisschwimmen beginnst:

#1

1. Geh niemals allein zum Eisschwimmen.

Erstens hilft dir die Ermutigung, die du von einem Freund bekommst, wenn du gegen die Überwindung ins Wasser zu kommen kämpfst. Und zweitens wäre es großartig, wenn du mit jemandem gehen würden, der es schon einmal im Eis baden war.

#2

2. Wärme dich auf vor dem Kälteschock.

Bevor du in das Eisloch gehst, solltest du dich aufgewärmt haben. Bewege dazu den gesamten Körper einmal durch und bereite ihn auf eine Anstrengung vor. Du könntest auch auf dem Weg zur Badestelle ein paar Ausfallschritte oder Kniebeugen machen. Oder du machst vorher eben einen Saunagang.

#3

3. Schütze dich mit Handschuhen, Socken und einer Mütze

Es wird wirklich kalt im eisigen Loch. Die meiste Wärme verlieren wir über unseren Kopf und unsere Hände und Füße. Damit diese geschützt sind und das Badeerlebnis so angenehm wie möglich ist, empfiehlt es sich eine kleine Ausrüstung zu tragen. Eine dicke Wollmütze hilft die Wärme am Kopf zu halten und du kannst die Füße mit Neopren-Socken und die Hände mit leichten Neopren-Handschuhen schützen.

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4. Achtung vor Metalltreppen und -Geländern!

Berühre niemals Metalltreppen-Geländer mit nassen Händen oder die Stufen nass und barfuß! Andernfalls bleibst du nämlich mit deiner Haut kleben! Die meisten Eisbade-Stellen in Finnland sind genau dafür präpariert. Geländer sind entweder umwickelt oder es gibt eine Holztreppe zum Einstieg in das Wasser. Hier kommen auch die Handschuhe und Neoprenschuhe zu Gute. Im digitalen Magazin habe ich dir meine 4 Essential-Equipment-Tools für das Eisschwimmen zusammengestellt und verlinkt.

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5. Bleib ruhig und nutze deinen Atem

Wenn du ins Wasser kommst, versuche nicht zu überreagieren und zu schnell zu atmen. Beruhige deinen Atem und konzentriere dich bereits beim Einstieg darauf und lass dich dann  in eine bequeme Position im Wasser sinken. Der coole Dip könnte dich vor allem zu Beginn den Atem kosten, aber das ist völlig normal. Hier heißt es die Nerven zu behalten und dich komplett darauf einzulassen und es zuzulassen. Dabei ist deine Konzentration auf die Atmung super wichtig.

Routinen der Extreme

Ja, diese finnischen Routinen sind teilweise extrem und gerade das Eisschwimmen hört sich alles andere als gesund an. Aber das ist es und wird auch außerhalb Finnlands immer präsenter. Kältebehandlungen in Therapie oder im Training gibt es außerdem schon lange und sie sind nachweislich hilfreich und sehr gesund.

Auch in Deutschland findet man einige Thermen und Schwimm- oder Naturbäder, die das Eisbaden als Aktivität im Winter anbieten. Hier heißt es wie bei vielem und vor allem bei Hobbys: Probieren geht über Studieren!

Also rein mit dir in das kalte Nass und einfach mal machen – Könnte ja gut werden?!

Und solltest du im Winter einen Trip in den Norden planen, dann freue ich mich, wenn du dich überwindest und es direkt in Kombination mit einem Saunagang in die Tat umsetzt. Dann kannst du dich vielleicht auch irgendwann „Avantouimari“ nenne. Also jemand, der regelmäßig in das Eisloch steigt. Oder du sagst dann bei einem kommenden Finnlandbesuch:

„Harrastan avantouintia.“  – Mein Hobby ist Eisschwimmen.


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