Slow Living Lifestyle auch in Finnland beliebt

Slow Living – Kann dieser Trend unser Leben wirklich stressfreier machen?

Wörtlich übersetzt sollen wir also „langsamer Leben“ bei diesem Slow Living Trend. Wer mich kennt der weiß, dass ich von Trends erst einmal nicht viel halte. Denn es ist wichtig zu hinterfragen und darauf zu achten, ob das was uns als wichtig und sinnvoll suggeriert wird auch zu unserem Leben passt. In diesem Fall macht es allerdings durchaus Sinn, zu einer langsameren Herangehensweise des täglich Lebens zu widmen.

Der Trend des Slow Living hält sich tatsächlich schon recht lange und gehört auch zum Minimalismus-Gedanken hinzu, über den es einige komplette Ausgabe des Glücksmagazins gibt. 

In den 90er-Jahren erlebte Fast Food einen regelrechten Boom in der Gesellschaft und wurde so zum festen Bestandteil des allgemeinen Lifestyles. Dieser Bewegung folgte allerdings schon bald eine Gegenbewegung: Slow Living. Denn bereits damals war klar, dass ein zunehmend hektischer werdendes Leben auf Dauer nicht gut für den menschlichen Organismus sein kann. Und so sollte ein Zuhause, das ganz im Sinne von Entschleunigung und Entspannung eingerichtet ist, für den nötigen und wohltuenden Ausgleich im Leben sorgen. Aus diesem damaligen „Wohntrend“ ist mittlerweile eine Lifestyle-Bewegung geworden, die darauf abzielt bewusster und achtsamer das Leben zu leben und Momente zu genießen –  langsamer, ruhiger und achtsamer.

Die kleinen Momente erkennen lernen

Betrachten wir unsere heutige Zeit voller Schnelllebigkeit, Hektik und Stress, ist ein entschleunigter Lifestyle ein engagierter Gegenplan. Dabei entscheiden wir uns bewusst einen Gang runterzuschalten und bestimmte Abläufe im beruflichen und privaten Alltag zu verlangsamen. Denn das Leben findet nun mal nicht in den stressigen und busy Momenten statt, sondern in den Momenten dazwischen.

Diese Verlangsamung soll dabei helfen, dass wir uns wieder viel besser auf das konzentrieren können, was wirklich wichtig ist, weil es uns eben guttut. Erst dann schaffen wir es nämlich unsere Zeit voll zu genießen und gehen mit offenen Augen durchs Leben. Dabei lernen wir die kleinen, wichtigen Glücksmomente zu spüren und auch zu schätzen.

„Gezielte Verlangsamung einer (sich bisher ständig beschleunigenden) Entwicklung, einer Tätigkeit.“

Duden Beschreibung zu Entschleunigung 

Mit Slow Living das Leben bewusster erleben und genießen

Kulturwissenschaftlerin Wendy Perkins und der Politologe Geoffrey Craig haben sich in ihrer Analyse „Slow Living. Langsamkeit im globalen Alltag“ mit der Bedeutung des Trends auseinandergesetzt. Zwar spielt die Entschleunigung eine elementare Rolle, viel wichtiger ist jedoch die Wahrnehmung von Alltag und Gegenwart. Für die Wissenschaftler ist es vielmehr ein ebenso sorgsamer als aufmerksamer Umgang mit dem Alltagsleben. Und zwar einschließlich seiner Geschwindigkeit und Komplexität, seines Nervenkitzels und aller Routinen. Es ist ein Versuch mit den verschiedenen täglich erlebten Zeitformen fertig zu werden. Vor allem aber soll es der Versuch sein, ein bedeutungsvolles, zukunftsfähiges, überlegtes und genussvolles Leben in der Gegenwart zu führen.

Ziel dieses Slow Living Lifestyle ist Entschleunigung und damit die Möglichkeit, Routinen bewusst zu erleben, den Alltag zu genießen und „überlegt“ zu gestalten. Einfach in der Theorie, schwer in der Praxis. Das Problem sehen Perkins und Geoffrey im Wertesystem der Gesellschaft.

„Wer sich dazu bekennt, dass Langsamkeit bei der Arbeit oder im privaten beziehungsweise öffentlichen Leben etwas Wertvolles ist, vertritt eine Position, die im Gegensatz zum herrschenden Wertesystem der heutigen Zeit steht.“

Perkins & Craig

Ganz gehe ich nicht mit dieser Aussage einher. Allerdings muss man auch festhalten, dass die Publikation von Perkins und Craig bereits in 2008 erschienen ist. Viele ihrer Thesen passen definitiv immer noch in die heutige Gesellschaft und das derzeitige Leben hinein, aber ich sehe eine deutliche Veränderung im Mindset.

Denn Stressprävention, Entspannungstechniken und Achtsamkeit liegen derzeit nicht nur im Trend, sondern nach und nach wird den Menschen bewusst, wie wichtig sie sind. Es wird vermehr Wert daraufgelegt, ein glückliches und unbeschwertes Leben als Ziel zu haben. Dabei ist es keinesfalls so, dass Karriere dabei in den Hintergrund tritt. Denn die Jobauswahl trifft die heutige Genereration Z (u.a. Berufseinsteiger) danach, was ihnen wirklich Spaß macht. Sie suchen nach einem Sinn in dem was sie tun und möchten dabei nicht auf Freizeit und Privatleben verzichten. Oftmals ist es eine Verschmelzung beider Welten.

Mit Slow Living zu besserer Balance finden

Der Slow Living Trend setzt aber genau hier an und hilft dabei, dass man sich nicht in der geliebten Arbeitsaufgabe verrennt. Denn genau dann übersehen wir, dass wir bereits mitten im Stressstrudel stecken. Mit einem eher langsamen Lebensstil, der uns dabei hilft genauer hinzusehen und achtsamer zu fühlen, klappt auch das richtige Maß an Engagement, dass sowohl uns selbst, als auch unserer Produktivität einen Schub gibt.

Wie immer ist auch dieser „Trend“ eher als eine Art „Möglichkeitensammlung“ zu sehen, aus der wir uns alle das herausziehen können, was in unser Leben passt. Und vielleicht helfen dir diese 5 Slow Living Ansätze dabei, auch entspannter und entschleunigter den Alltag zu meistern. All diese Tipps haben mir dabei geholfen, ruhiger und gelassener zu sein und tatsächlich meine Produktivität und auch Aufmerksamkeit auf das Privatleben zu erhöhen.

Tipps für mehr Gelassenheit und weniger Stress im Alltag

1. Slow Start – Der langsame Tagesstart

An dieser Stelle wird oft dazu geraten, direkt nach dem Weckerklingeln aufzustehen und ohne Snooze Taste in den Tag zu starten. Ich habe es versucht und bin kläglich gescheitert. Dazu muss ich aber sagen, dass ich seit etwa 10 Monaten zum 5AM Club gehöre und tatsächlich (fast) jeden Tag um 5 Uhr früh aufstehe. 

Das habe ich zum einen dank Disziplin geschafft, zum anderen dank einem Lichtwecker, der als Weckfunktion einen Sonnenaufgang nachahmt. Zusätzlich lassen sich noch Musik oder Naturgeräusche einbauen. Das war die beste Anschaffung ever! Vor allem kann der Wecker so eingestellt werden, dass das Licht nach und nach heller wird und man damit eine Art „Weckzeitraum“ zur Verfügung hat, der sanft aus dem Schlaf zur Wachphase einläutet.

Das „Opfer“ des frühen Aufstehens hat bei mir so einiges verändert. Denn ich habe einfach mehr Zeit! Ich starte langsamer und vor allem geordneter in den Tag, habe Zeit für ein gesundes Frühstück, den ersten Kaffee und kann damit auch entspannter und ruhiger in den Arbeitstag und die Aufgaben des Tages starten.

Nach und nach hat sich dann eine echte Routine entwickelt, die ich bis heute einhalte:

  • Aufstehen
  • Mind. 10 Minuten Bewegung (Yoga, Pilates, Joggen im Sommer)
  • Duschen und Co.
  • Mind. 20 Min. Finnisch lernen
  • Tagesplanung (digitales Journaling am IPad)
  • Frühstücken

Und auch, wenn ich alles andere als verbissen daran festhalte, gab es eher wenige Tage, an denen die Routine komplett weggefallen ist. Für mich total wichtig, dass es keine Pflicht ist. Denn genau das macht uns am Ende Stress.

Vielleicht bist du aber auch eher ein Nachtmensch. Dann passt diese Routine vielleicht eher in deinen Abend, bevor du Schlafen gehst. Damit wäre alles für den nächsten Morgen vorbereitet und du kannst ausschlafen und dann langsam in deinen Tag starten. Suche dir also eine Möglichkeit, wie du stressfreier starten kannst. Das nimmt schon viel des Alltagsstresses aus deinem Kopf heraus.

2. Kleine Pausen aktiv einsetzen und auch machen

Du kennst es bestimmt: Wir verbringen alle einen Teil unseres Alltags mit Warten – sei es an der Kasse des Supermarkts, im Stau auf der Autobahn oder an der Bushaltestelle.

Oft stressen uns diese (gefühlt langen) Wartezeiten und wir bauschen das Problem in unserem Kopf immer weiter auf. Dabei ändert dies absolut gar nichts an der Situation! Gelassenheit Fehlanzeige!

Achte ab jetzt auf genau diese Momente und sehe sie nicht als „verschwendete Zeit“, sondern als nützliche Zusatzpause an. Warum? Weil die Wartezeit von dir nun dafür genutzt wird, um kurz durchzuatmen, achtsam die Umgebung zu beobachten oder vielleicht deinen liebsten Podcast zu hören. Während du wartest, entschleunigst du so vom Alltag und spürst in dich hinein. Schenke vielleicht das ein oder andere Lächeln an die Mitwartenden.

Suche auch in anderen Momenten immer wieder nach kleinen Pausen für deinen Kopf. Vielleicht kuschelst du kurz dein Haustier, machst dir einen Tee, schaust einfach mal aus dem Fenster und genießt die frische Luft oder du steigst auf dem Weg zur Arbeit eine Station eher aus und nimmst damit deinen Arbeitsweg ganz anders wahr.

Du wirst merken, wie diese Minipausen dir unendlich viel Kraft geben werden.

3. Plane realistisch

Ich bin eine notorische Aufgabenschieberin. Gerade dann, wenn ich die Artikel für das Magazin schreibe, schiebe ich gern die Aufgaben von Tag zu Tag einfach weiter. Und zwar so lange, bis es nicht mehr weiter geht. Ein Beispiel: Es ist jetzt Sonntag, der 06.11.2022 und ich sitze hier und schreibe diesen Artikel für die Ausgabe, die morgen erscheinen wird. Ups…

Dabei bin ich im Grunde recht strukturiert, aber auf der anderen Seite ist das kreatiive Chaos in meinem Kopf, was immer mal wieder die Oberhand gewinnt. 

Damit das etwas im Zaum gehalten wird, arbeite ich sowohl mit Blockzeiten im Kalender, als auch mit unterschiedlichen To-Do-Listen für alle Aufgabenbereiche.

Ich lege jeweils freitags fest, wie meine kommende Woche aussehen soll. Dabei gibt es selbstverständlich einige Zeiten, die immer feststehen und für die jeweiligen Kunden freigehalten werden. Alle Termine und kommenden Aufgaben im Blick blocke ich dann z. B. Montag von 10:00 – 14:00 Uhr für Kunden 1 und 14:00 – 16:00 Uhr für Kunden 2.

Zusätzlich schreibe ich alle anstehenden Aufgaben in meinen To-Do-Listen auf. Jeder Kunde und jedes Projekt hat dabei eine eigene Liste. Auch diese werden freitags für die kommende Woche erstellt und so muss ich „nur noch“ täglich die Aufgaben abarbeiten an den jeweils zugeteilten Tagen und Zeiten. Welche Apps und Tools ich dazu benutze findest du in der Ausgabe 02/2022 Glück und Zeit im Beitrag „Digitale Selbstorganisation

Dabei ist es für mich auch sehr wichtig Pausen, private Termine und Routinen in den Kalender zu integrieren. Denn die Zeit für mich und meine Pausen ist mindestens genauso wichtig wie die Arbeit an Projekten. Deshalb steht auch meine 5 Uhr morgens Routine im Kalender und auch die Mittagspause inklusive 20 Minuten Spaziergang hat seinen Platz. Damit gehe ich sicher, dass ich sie (zumindest fast) täglich einhalte und keine Ausrede finde die Pause doch zu skippen.

Woran ich noch arbeite muss ist die realistische Planung von Zeiten, vor allem aber den Aufgaben. Aber das ist auch eine Sache des Lernens. Denn nach und nach weiß man, welche Aufgaben wieviel Zeit beanspruchen und vor allem auch, wo die Prioritäten liegen. Daher achte darauf, dass du dir genug Zeitpuffer einplanst und die wirklich wichtigen Aufgaben so einplanst, dass sie auch wirklich fertigwerden können.

Es ist sozusagen ein „Entschleunigen deines Terminkalenders“.

4. Genieße die Gegenwart – Lebe im Hier und Jetzt!

Das aller Wichtigste: Die Gegenwart achtsam wahrnehmen, statt stets gedanklich in der Zukunft (oder in der Vergangenheit) zu sein. Dies ist nicht nur gut zum Entschleunigen im Alltag, sondern auch um allgemein glücklicher zu leben.

Mit Sicherheit kennst du das: Es fällt dir schwer, dich voll und ganz auf den jetzigen Moment zu konzentrieren. Dein Kopf ist bereits beim nächsten To-do, träumt sich in den letzten Urlaub oder redet dir ein schlechtes Gewissen ein, weil du dies oder jenes gemacht oder gesagt hast. Daher liegt es an dir, deine Gedanken zu bändigen und das Hier und Jetzt wieder mehr wahrzunehmen. Versuche immer wieder, dass dein Kopf auch da ist, wo dein Körper sich grad befindet.

Dadurch wirst du deine Umgebung wieder bewusster und mit allen Sinnen wahrnehmen können. Oder du spürst einfach mal in deinen Körper hinein. Vielleicht genießt du die Dusche, den Kaffee oder die Sonne im Gesicht ganz aufmerksam.

Finde einen Weg mehr den Moment wahrzunehmen und entdecke alles mit einer Art kindlicher Neugier.

5. Abschalten bei einer längeren Auszeit

Auch wenn du in deinem Alltag bereits mehr Slow Living oder Entschleunigung einbaust – manchmal braucht es einfach etwas mehr Abstand.

Deshalb schenke dir in regelmäßigen Abständen eine kleine Auszeit vom Alltag. Dafür musst du nicht sofort ans andere Ende der Welt fliehen (außer, du hast natürlich richtig Lust darauf). Oft reicht es, einfach einen kleinen Ausflug in die Umgebung zu machen, dich mit Freund*innen zu treffen, einen Wellness-Tag einzulegen oder einfach mal gar nichts zu machen, ohne dich dabei schlecht zu fühlen. 

Auch kleine Spaziergänge, ein Wochenende ganz allein oder einfach nur ein Kurs, den du schon lange mal ausprobieren wolltest, sind tolle Ideen für mehr Entschleunigung vom Alltag.

Finde etwas, was zu dir passt, worauf du Lust hast und finde damit auch wieder mehr zu dir selbst.

Über solche Mikroabenteuer findest du auch einen Beitrag im Glücksmagazin 02/2022 „Mikroabenteuer – Urlaub mitten im Alltag schafft mehr Zeit“.

FAZIT:

Du siehst, dass es viele Möglichkeiten gibt, um deinen Alltag ganz einfach zu entschleunigen. Wichtig ist, dass du vor allem achtsamer lebst und auf deinen Körper hörst.

Setze dem „Höher, schneller, weiter“ unserer Gesellschaft ein Ende und lebe ab sofort entspannter. Und vor allem mach das, was zu deinem Leben passt und auch realistisch umsetzbar ist, ohne dass du dir zusätzlich damit Stress bereitest.

Übrigens: Auch Minimalismus kann dir helfen, Stress zu reduzieren und entschleunigter zu leben. Dem habe ich eine komplette Ausgabe gewidmet. „Minimalusmus und Glück – Ausgabe 05/2022


Ausgabe 07/2022 auf Tablet Stress und Glück

Stress und Glück

Hier kommst du zur gesamten Ausgabe und allen Inhalten des Glücksmagazins.

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