Das digitale Glücksmagazin
Stress ist heute alltäglich. Fast alle fühlen sich nach eigenen Aussagen hin und wieder unter Druck gesetzt und gestresst. Und wer diese Situationen nicht ausgleichen kann, wird wohl oder übel irgendwann in einem Burnout stecken. Klappt es denn überhaupt: Glücklich trotz Stress? So heißt es zumindest in vielen Berichten, Blogs und vor allem in den sozialen Medien. „Entspannt euch endlich!“ wird geradezu (virtuell) geschrien. Man findet jede Menge Coachings und Bücher, Ratgeber und Youtube-Videos, die sich damit beschäftigen, dass wir uns endlich alle entspannen können. Damit wir Abstand zu all dem Stress bekommen.
Aber sind wir mal ehrlich: Gehört es nicht mittlerweile zum „guten Ton“ gestresst zu sein? Denn wer nicht von seinen stressigen Momenten erzählen kann, der scheint auch nicht wirklich zu arbeiten, oder? Und diese beiden Gegensätze, die wir tagtäglich zu hören und zu spüren bekommen machen nur eins mit uns: Sie stressen – oder anders gesagt, sie nerven und bringen Durcheinander in unsere Empfindungen.
Daher lass uns an dieser Stelle das Thema Stress komplett neutral betrachten und uns erst einmal einen Blick darauf werfen, was Stress eigentlich ist und was wir und unsere Gesellschaft, bzw. die ganzen Einflüsse daraus machen.
Stress ist in der Tat ein zweischneidiges Schwert: Er kann gut für uns sein und uns zu Höchstleistungen bringen, jedoch auch schlecht und unserer Gesundheit schaden. Nämlich dann, wenn er zu viel wird. Schon der „Vater der Stressforschung“ Hans Selye hat in den 1950er Jahren dieses Phänomen entdeckt. Er fand dafür die Begriffe Eustress und Distress. Die Vorsilben kommen aus dem Griechischen, wobei „eu“ „gut“ bedeutet und „di“ „schlecht“.
Allerdings muss man sagen, dass Stress im Grunde weder gut noch böse ist. Denn Stress muss viel differenzierter betrachtet werden. Im Grunde ist er neutral und bedeutet physiologisch betrachtet lediglich eine Aktivierung des Sympathikus in unserem Körper. Das ist der Teil in unserem vegetativen Nervensystem, der für Aktivität und Antrieb steht. Er ermöglicht es uns, in herausfordernden Situationen handlungs- und leistungsfähig zu werden und auch zu bleiben. Unser Blutdruck steigt, die Pupillen erweitern sich und die Blutgerinnung verbessert sich, was uns dabei unterstützt, Höchstleistungen abzurufen. Erst unsere individuelle Bewertung von Stresssituationen ist es, die dem hervorgerufenen Stress einen Stempel aufdrückt und ihn als positiv oder negativ bewertet.
Impulse, die den Sympathikus aktivieren, werden Stressoren genannt. Das können z. B. Termindruck oder auch zwischenmenschliche Konflikte sein. In der Steinzeit waren die Stressoren eher die Begegnungen mit Säbelzahntiger. Das problematische dabei ist, dass die Aktivierung des Sympathikus jetzt immer noch so abläuft wie damals, uns aber heutzutage häufig die Möglichkeiten fehlen, die körperlichen Stressreaktionen auch abzubauen. Während es früher lebensnotwendig war, vor dem Säbelzahntiger wegzurennen, um zu überleben, ist diese Fluchtreaktion heute nicht wirklich möglich.
Stell dir vor, du nimmst bei der nächsten stressigen Situation im Job die Beine in die Hand und rennst um dein Leben. Eher unwahrscheinlich, oder?
Wobei das für den Stressabbau aber durchaus förderlich wäre. Der oft vorherrschende Bewegungsmangel tut sein Übriges, um den Stresslevel im Körper Stück für Stück zu erhöhen und das sprichwörtliche „Fass“ irgendwann zum Überlaufen zu bringen.
Kommen wir kurzzeitig in Stresssituationen, sind es vor allem die Hormone Adrenalin und Noradrenalin, die ausgeschüttet werden und uns dazu veranlassen einen Gang zuzulegen.
Man kann also sagen, dass Stress erst einmal etwas Gutes ist, das uns dabei hilft unseren Hintern hochzubekommen. Er ist für unseren eigenen inneren Antrieb ausschlaggebend und lässt uns Aufgaben angehen und auch bewältigen. Ohne ein gewisses Maß an Stress, also ohne die Aktivierung des Sympathikus, wäre das gar nicht möglich.
Außerdem sind bei der Ausschüttung der Stresshormone auch Endorphine (unsere bekannten Glückshormone) dabei. Diese sorgen dafür, dass wir das Gefühl haben, der Stressbelastung gewappnet zu sein – was wir auch in den meisten Fällen sind. Der Einsatz des Glückshormons kann auch als eine Art Schutzmechanismus des Körpers gesehen werden. Denn durch die Ausschüttung der Endorphine sind wir dazu bereit die jeweilige Stressbelastung (egal ob Lärm, Zeitdruck oder auch Streit) weiterhin auszuhalten, weil er glaubt, dass der Zeitpunkt der Entspannung danach kommen wird. Dauer eine für uns empfundene Stresssituation aber zu lang, wird von der Nebennierenrinde das Hormon Cortisol ausgeschüttet. Bleibt nun die Entspannung auch noch aus oder kommt einfach zu spät, dann sprechen wir von dem Stress, der uns in die Richtung des Burnout bringen kann. Vielleicht kennst du das Phänomen, dass du genau im Urlaub oder an einem freien Wochenende krank wirst. Das liegt daran, dass eben auch Entspannung Energie braucht, bzw. Ressourcen. Wenn diese aber durch stetige Überforderung nicht mehr vorhanden sind, bricht das System irgendwann zusammen und der Körper reagiert mit Krankheit. Der Zeitpunkt im Urlaub ist dafür prädestiniert, da dem Körper die Ressourcen fehlen, mit dem schnellen Zurückfahren der Stressmechanismen entsprechend umzugehen.
Stress, oder genauer gesagt die Aktivierung des Sympathikus, sichert uns also unseren Antrieb. Nicht umsonst sagen viele (mich eingeschlossen), dass sie unter Zeitdruck die besten Ergebnisse erzielen und der richtige kreative Schub dann vor der Tür steht. Das kann allerdings auch dazu führen, dass viele ihr eigentliches Stresslevel gar nicht mehr wahrnehmen und es als kreative, produktive Phase eben positiv wahrnehmen. Auch ich nehme mein Stresslevel gar nicht wirklich wahr, denn das was ich tue macht mir ja auch Spaß. Und genau das ist vor allem eine Stressfalle für Selbstständige.
Auch die Tatsache, dass es in unserer Gesellschaft eher als vorbildlich empfunden wird, wenn sich jemand aufopfert und stressige Situationen meistert und weit über seine Grenzen hinaus geht, spielt hier dem Stressmonster in die Karten. Vom Tabuthema „aufgeben“ und zugeben, dass wir unseren Anforderungen nicht gewachsen sind, will ich gar nicht erst anfangen. Aber ich denke du verstehst was ich hiermit meine.
Wichtig bei all diesen Gedanken und Betrachtungen ist aber, dass wir immer daran denken, dass alles individuell ist. Jeder empfindet anders, hat eine andere „Stresstoleranz“ oder eine andere Aktivitätsgrenze. Und all das sollten wir akzeptieren. Aber in einem sollten wir uns einig sein: Zu großer Druck über einen sehr langen Zeitraum, der keinen Ausgleich mit sich bringt macht krank und schadet unserer mentalen Gesundheit.
Werfen wir aber einen etwas anderen Blick auf dieses Stressthema – Nämlich einen positiven.
„Stress ist die Würze des Lebens“ Hans Seyle, Pionier der Stressforschung
Tatsächlich gibt es so etwas wie Positiven Stress. Dieser wird auch Eustress genannt und tritt z. B. dann auf, wenn wir Freude an einer Arbeit haben, die unseren Stärken entspricht.
Vielleicht kennst du auch diese enorme Energie die man entwickelt, wenn man etwa eine anstehende Party oder auch eine Reise plant, was mit vielen Aufgaben verbunden ist. Das ist im Grunde stressig, aber es bringt uns eine enorme Freude auf das was kommt und wir schweben geradezu in den vorbereitenden Aufgaben. Oder der Moment, wenn wir uns verlieben – Positiver Stress at it´s Best!
Dieser positive Stress versetzt uns in Freude und steigert unsere Aufmerksamkeit sowie Konzentration. Wir werden leistungsfähiger und motivierter. Das ist auch der Grund, warum das Wohlfühlen am Arbeitsplatz und die Wertschätzung unserer Arbeit so wichtig sind. Denn nur dann können wir unser volles Potenzial ausschöpfen und gutes Leisten – Sowohl im Job als auch im Privatleben.
Anhand dieser Beispiele solltest du erkennen, dass wir Stress in erster Linie verstehen und erkennen sollten, um dann dem entgegenwirken zu können. Es ist einfach unmöglich allem aus dem Weg zu gehen, was uns an Stress im Laufe des Lebens so über den Weg rennt. Es kommt wie so oft einfach darauf an, wie wir damit umgehen und wie wir darauf reagieren können. Dabei will ich garnicht den Stress den z. B. Pflegepersonal jeden Tag um die Ohren haben klein reden. AUF GAR KEINEN FALL!!!
Es geht nunmal darum, sich selbst zu hinterfragen, sein Handeln zu überblicken und vor allem Methoden zu entwickeln, die einem dabei helfen seinen eigenen Stress im Zaum zu halten. Dabei kann es auch hilfreich sein, sich Hilfe zu holen. Es muss nur der Schritt dazu gemacht werden, dass man sich ab einem gewissen Punkt eingesteht, dass man diese Hilfe benötigt. Und das kann eben auch Stress bedeuten.
Wichtig dabei ist, dass die mentale Gesundheit als wichtig und nötig erkannt wird – auch von der Gesellschaft. Aber auch das direkt Umfeld ist wichtig. Denn ein Seitenhieb wie „Stell dich nicht so an – andere müssen auch viel arbeiten“ kann wehtun und bringt uns dem Stressmonster noch ein Stück näher. Achtet also auf euch und auch auf eure Lieben, denn Stress hat viele Gesichter, positive und negative und auch die positiven können ohne einen geeigneten Ausgleich durchaus schwierige Ergebnisse mit sich bringen.
Anspannung und Entspannung gehören zusammen, um uns Balance in unserem Leben zu schaffen. Dabei steht heute immer mehr die Anspannung an der Tagesordnung und wir erlauben uns immer weniger Erholung und Entspannung.
Einen Ausgleich zu finden gehört zum Leben dazu. Ob es durch Bewegung wie z. B. ein regelmäßiges Training im Studio ist oder vielleicht ein regelmäßiger Gang in die Sauna, das bleibt jedem selbst überlassen. Denn tatsächlich gibt es verschiedenen Entspannungstypen, die unterschiedlich auf bestimmte Methoden reagieren.
Das meiner Meinung nach Wichtigste, um den Stress unter Kontrolle zu halten, ist das Setzen von Prioritäten – und zwar nicht nur bei bestimmten Aufgaben, sondern für das gesamte Leben. Frage dich deshalb:
Was ist dir wichtig? Familie, Job, Freizeit,…
Was ist für mich wohltuend? Worin gehe ich wirklich auf?
Wie stelle ich mir mein Leben vor?
Gehe dabei tief in dich, um zu erkennen, ob das was du gerade tust und lebst das ist, was du wirklich willst. Kommt der Stress vielleicht daher, weil du einen anderen Weg eingeschlagen hast als du willst? Und wie könntest du deine alten Pfade wieder erreichen? Oder auch: JA, es ist alles genauso richtig, wie es ist – anders, aber richtig!
Gehe dann weiter und überlege, welche Möglichkeiten du hast, deine Prioritäten anzupassen. Gibt es bestimmte Momente, in denen du dich nur auf dich konzentrieren kannst und auf das, was du wirklich willst? Nein? Dann solltest du dir überlegen, warum das so ist. Lässt deine Situation es zu etwas zu ändern? Was hält dich davon ab? Kannst du dir Hilfe holen oder dich mit deinen Lieben dazu austauschen um eine Lösung zu finden.
All das solltest du dir nach und nach überdenken. Denn nur dann kannst du einen eher neutralen Blick auf dich und deine stressigen Momente werfen.
Es ist wieder dieser Moment gekommen, an dem du Kopfschmerzen bekommst, weil alles zu viel ist. Die To-Do-Liste ist randvoll und eigentlich keine Zeit zum Durchatmen. Dann funktioniert nur eins: Alles stehen und liegen lassen!
Mit der 4-7-11-Methode kannst du das Gedankenkarussell stoppen und wieder frisch und konzentriert weitermachen:
Atme dazu tief in den Bauch ein und zähle dabei bis 4.
Dann 7 Sekunden lang ausatmen.
Das ganze 11 Mal wiederholen.
Zahlreiche Studien belegen die Wirkung der bewussten Atmung als Entspannungstechnik. Unter Stress atmen wir nämlich viel zu flach. Eine tiefe Atmung versorgt den Körper hingegen wieder mit ausreichend Sauerstoff und senkt den Blutdruck. Das gleichzeitige Zählen und Atmen schafft einen neuen Fokus und unterbricht deine Stressgedanken.
Am besten stellst du dich dazu nach draußen oder an ein geöffnetes Fenster.
Diese Methode wurde entwickelt, um Stressmuster zu erkennen und aufzulösen. Dabei geht es um den Auslöser (A), die Bewertung (B) und die Konsequenz (C) der stressigen Situation.
Wir können uns fragen: Was löst Stress bei mir aus? Wie bewerte ich die Situation? Und welche Konsequenz hat diese Bewertung auf mein Verhalten?
Zum Beispiel liegt uns eine Deadline im Nacken (A). Der Zeitdruck löst den Gedanken aus: „Das schaffe ich niemals.“ (B) Und deswegen schieben wir die Aufgabe auf. (C). Was zwischen dem Auslöser und unserem Verhalten passiert, können wir verändern, nämlich unsere Gedanken: „Ich schaffe das!“
Stress ist nicht gleich Stress. Das beschreibt es im Grunde alles ganz gut. So gibt es unterschiedliche Arten von, als auch Reaktionen auf Stress. Aber auch der individuelle Aspekt eines jeden von uns ist wichtig. Denn jeder empfindet bestimmte Situationen anders – stressig oder eher nicht.
Wichtig aber ist, dass wir für uns erkennen, welche Momente oder Bereiche uns eher negativ beeinflussen und damit negativen Stress auf den Plan rufen. Erkennen wir diese, haben wir die Möglichkeit zu handeln. Auch vorbeugende Maßnahmen sind wichtig. Dazu gehören ausgleichende Momente oder Aktivitäten, die uns in Balance halten. Ob das ein regelmäßiges Treffen mit Freunden ist oder die regelmäßige Sauna, muss jeder für sich herausfinden. Es ist nun mal wie so oft eines: Individuell!
Daher geht achtsam durch das Leben und werft immer mal wieder einen Blick auf ein ganz wichtiges Detail: Euch selbst!
Stress und Glück
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